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Rekonstruktion

Kandelaber am Löwenportal des Dresdner Schloß

Blick auf das Löwenportal
Blick auf das Löwenportal

Am 10.08.2009 erhielten wir nach einer Ausschreibung des Staatsbetrieb Dresden I den Auftrag zur Fertigung der großen Kandelaber für das ehemalige Hauptportal (Löwenportal) des Dresdner Schlosses. Die aufwendige Leuchtenkombination wurde Ende des 19. Jahrhunderts vermutlich in der Schmiede von August Kühnscherf in Dresden im Neo Barock Stil hergestellt. Bei dem Alliierten Luftangriff von 1945 wurden die beiden je 400 Kg schweren Kandelaber vollständig zerstört.
Dieser Auftrag stellte uns vor eine große Herausforderung, da hier keinerlei Überreste oder Originalteile vorhanden waren. Lediglich noch vorhandene originale Schmiedelemente an anderen Stellen des Schlosses konnten bestenfalls als Vorlage und Richtlinie für Materialien, Bearbeitungstechnologien und Formensprache dienen. Weiterhin gab es einige historische Aufnahmen, welche aber Zufallsprodukte waren und nicht dokumentarisch erstellt wurden.

Neu gefertigte Einzelteile für einen Lampenkörper
Neu gefertigte Einzelteile für einen Lampenkörper

Also, was hatten wir: Einige historische Fotos, die noch originale Wandfassade mit Säulen und ihrer Gliederung, die noch vorhanden schmiedeeisernen historischen Zeitzeugen und die schematische Planung mit Grobmaßen von dem Ingenieurbüro Rathenow.
Als erstes wurde eine grobe 1:1 Zeichnung erstellt, welche auf dieser genannten Grundlage aufbaute.
Diese Zeichnung bildet die Grundlage für die Fertigung eines Modells aus Sperrholz, um zu einem die Größe und Ausmaße am Baukörper zu prüfen und zum anderen um die sich aus der Zeichnung ergebenden Montagepunkte (Anker) an der Fassade zu prüfen.
Diese Prüfung wurde durch das Landesamt für Denkmalpflege Herr Dr.Kiesewetter, mit dem sächsischen Bau –u. Immobilienmanagement Frau Noack und dem Ingenieurbüro Rathenow vorgenommen. Die Prüfung aller weiteren Fertigungsschritte wurde ebenfalls von diesem Gremium aller 3 Wochen vorgenommen. Nach positiver Bestätigung des Holzmodells wurden die Einzelteile nach und nach gezeichnet, sowie Abwicklungspläne, gestreckte Längen. usw., erstellt.

Historischer Kandelaber um 1933

 

Im Anschluß wurden vor allem für Ornamente, Blüten und Blätter Probestücke aus Walzblei gefertigt. Nach der jeweiligen Bestätigung oder Änderungswünschen wurden die Arbeitsschritte durch Protokoll und Dokumentation bestätigt. Im Anschluß erfolgte die Umsetzung in geschmiedetes Eisen. Auch hier gab es erneut zu jedem Teil eine Abnahme. Seitens des Auftraggebers war man natürlich sehr vorsichtig bei der Absegnung der Teile, da es ja wie gesagt keine konkrete historische Vorlage gab. Und es wurde beratend noch andere Fachleute hinzu gezogen, wie zum Beispiel der Chefrestaurator des Dresdner Schlosses oder Mitarbeiter der Denkmalbehörde.
Zum Beispiel gab es über die Form der sächsischen Krone eine lange Auseinandersetzung, auch innerhalb der Prüfungskommission, da natürlich in der Geschichte die Krone auch immer etwas anders dargestellt wurde, und man entscheiden musste ob die Perlen kugelrund oder etwas abgeflacht waren. Oder ob die Kronenblätter nicht doch etwas länger ausgeführt werden mußten.
So entstanden Stück für Stück alle Lampenteile und die tragende Konstruktion.
Ein kleines Problem stellte noch die Forderung der Stadtbeleuchtung dar. Da ja die Kandelaber in die Stadtbeleuchtung mit integriert werden sollten, hatten man besondere Forderungen an Leuchtmittel, Fassung und Vorschaltgerät, letzteres mußte möglichst unauffällig im Dach versteckt werden. Ursprünglich handelte es sich ja um Gasleuchten, welche natürlich mit ihrem Leuchtmittel viel filigraner wirkten. Das war übrigens das einzige Zugeständnis an die Neuzeit. Bei der Herstellung der je drei 50cm tiefen Ankerlöcher durch Kernbohrung stießen wir Zentimeter genau auf die historischen Löcher, denn man hatte in den letzten Jahrzehnten nur die äußere Schicht des Sandsteines geschlossen.
Nach erfolgter Montage der ca. 1,7m breiten und 3m hohen Kandelaber war es für uns alle natürlich ein erhebendes Gefühl ein Stück verloren gegangene Baugeschichte wieder zurück geholt zu haben.
Das Abnahmeprotokoll vom 16.06.2010 lautete: „Keine Mängel“. Und der Direktor des Dresdner Schlosses, welcher kurz vorbei kam, machte zu uns das Zeichen „Daumen hoch“.